Mein 2021

Bewegt durch 2021

Bewegt durch 2021

2021, wie es kam und sich ergab, hätte so nicht stattfinden sollen. Jedenfalls ging ich, wie viele andere auch, davon aus, dass die im Jahr zuvor entwickelten Impfstoffe endlich zum Einsatz kämen und das böse Coronavirus langsam aber sicher in die Schranken wiesen. Es kam anders als gedacht.

Zu Anfang sah es, nach einem holprigen Start, ganz danach aus, als täten die Impfstoffe ihre Wirkung. Die Zahl der Impfungen nahm zu, die Inzidenzen ab. Lange musste ich mich gedulden, doch Ende Juni bekam auch ich meinen Pieks und gehofft einen Freibrief auf ein sorgloseres Leben.

Grafik Corona Zahlen in Deutschland seit 2020

Kurve des Schreckens

Der Sommer und die Freiheit währten nur kurz. Schon im Herbst stiegen die Zahlen wieder bedrohlich an, es wurde geboostert (ich auch), aber dann erschien Omikron auf der Bildfläche, als hätten wir nicht genug Sorgen gehabt und seitdem ist nicht mehr abzusehen, nach 22 Monaten Corona, wohin die Reise gehen wird.

Wir lebten nicht im Krieg, beschwichtigte jüngst eine Bekannte, womit sie durchaus Recht hatte, wenn auch just zu dem Zeitpunkt als infolge Omikrons vor dem Ausfall „kritischer Infrastruktur“ gewarnt wurde (Sollte ich besser Vorräte anlegen? Die Badewanne füllen? Einen Gasbrenner kaufen?). Nein, wir leben nicht im Krieg, obwohl ich manchmal mich frage, ob sich die Menschen vor 100 Jahren ebenso ausgeliefert gefühlt hatten angesichts eines nicht endenwollenden Gemetzels, vielmehr scheint es mir, als müsste es so Menschen mit einer Fußfessel gehen. Nichts scheint direkt verboten, jeder Aus-Gang jedoch von Erwägungen und Vorbehalten verstellt. Habe ich auch an meine Maske gedacht? Darf ich dort hingehen oder bei M ins Auto steigen oder mit der Bahn fahren? Wieviel Abstand ist nötig, wann kam er mir zu nahe? Wie lange geht das noch mit diesen Videokonferenzen, bevor wir uns wieder ohne Sorge physisch begegnen und austauschen können? Wie stehts in Dänemark? Mein Kopf und seine Gedanken erreichten schnell das ihnen gegebene Fassungsvermögen in Alltagsangelegenheiten, aus dem sich bald hier und da unschöne Folgen ergaben, meist unwillkürlich, wie, als ich die Dunkelkammerbirne zerbrach, gedankenlos in den Bus stieg, ohne ein Ticket zu lösen, oder die geliebten Handschuhe auf irgendeiner Parkbank vergaß.

2021 verhieß auf viele Weisen einen Schrecken, der mich vergessen machen konnte, dass mir auch einiges in diesem Jahr geglückt ist.

Von Hamburg nach Frankfurt

Elbe bei Blankenese. Vermisst.

Elbe bei Blankenese. Vermisst.

Tatsächlich schaffte ich den Absprung, der schon lange geplant und immer hinausgezögert war, zu dem Punkt als zum Frühjahr hin die Fallzahlen sanken. Gerade richtig. Ich möchte nicht denken, wie es mir jetzt um Weihnachten herum in Hamburg ergangen wäre, in meiner kalten und teueren Mietwohnung dort. Und dennoch kommt es mit jetzt im warmen Frankfurt seltsam vor, dass ich noch vor einem Jahr in Hamburg lebte und dort meinem Alltag nachging. Ich zähle die Jahre nach, an der Elbe, die ich schon vermisse. Es waren sieben. Ich lebe in Frankfurt und bin dennoch nicht angekommen, was nicht nur an Corona liegt, vielmehr daran, dass Frankfurt allenfalls ein Zwischenstation, eine Zwischenlösung ist. Worauf? Ich weiß es nicht. Als ich neulich zur Eisenbahnbrücke über den Main lief, merkte ich, wie sehr das Unterwegssein mein Leben der letzten Jahre bestimmt hatte. Ich fuhr los, ich kam an, ich fuhr ab. Ja, Potsdam, die Mutter, fast vergessen, das gab es auch noch.

Sommer in Schweden

Am See in Schweden

Am See in Schweden

Immerhin, das kann ich sagen, auch Schweden zeigte sich dieses Jahr zuvorkommend, reizend fast, hätten die Temperaturen nur noch ein paar Grad höher gelegen. Dennoch verbrachte ich heitere 2 Wochen in meiner Hütte dort, hatte viele Seen fast ganz für mich allein und konnte auch mit meiner Kamera einen guten Ertrag an Bilder einfahren. Licht und Wind stellten mich vor manche Herausforderungen. Im Ganzen fanden sich mehrere Tage mit günstigen Bedingungen für die Fotografie. Ja, Regen hatte ich diesmal auch, zum Glück nicht so schlimm wie 2019.

Überhaupt konnte ich im Großformat beachtliche Ergebnisse erzielen. Mit dem beginnenden Frühjahr durchstreifte ich Bahrenfeld, das mir sehr ans Herz wuchs, eine unscheinbare doch ergiebige Ansiedlung. Der Wechsel nach Frankfurt unterbrach dieses Bemühungen, erforderte einen Neuansatz, der zuerst von mentaler Prägung war. Ich musste erst wieder Landschaft und mögliche Motive vor dem inneren Auge neu konfigurieren, ein Prozess, der noch längst nicht abgeschlossen ist, vielleicht aber rund um Nieder-Eschbach sesshaft zu werden begann.

Mit der Kamera unterwegs, in Schweden

Mit der Kamera unterwegs, in Schweden

In der übrigen Fotografie profitierte ich seit Januar sehr von dem neuen iPhone, dessen Bildqualität mehr als gewaltig zu nennen ist und vom Bildeindruck weit über die bisher von mir eingesetzten Kameras hinausging. (Ich hatte in Schweden mehrfach Bilder gegen meine verdiente Sony RX100 III angesetzt.) Verbunden mit der ungemeinen Leichtigkeit, mit der auf diese Weise Bilder entstanden, kam ich an die Grenzen der Aufnahmefähigkeit bei meinen Fotoblogs. Mein bisheriges Fotoblog Ipernity konnte ich nicht mehr zur Gänze bedienen, nur noch Schweden dokumentieren, und beschränkte mich, alle Bilder zuerst ohne weitere Bearbeitung direkt auf flickr zu sichern. Nach einem Jahr erreichte der Zähler 3600 Bilder, was zeigt, mit welcher Geschwindigkeit die Bildmaschine iPhone produziert. Das sind 10 Bilder pro Tag!

Für mein Blog, das ich hier beständig schreibe, kam ich 2021 auf mehr als 150 größere und kleinere Artikel, die teils aus meinem Leben berichteten, teils auch kunsttheoretische Gedanken aufgriffen, wie jüngst der Artikel zum Einkommensverlust der Künstler, sowie dieser zum Begriff des Marktes. Leider liegen noch einige Artikel auf Halde, mit denen ich nicht so voran kam, wie ich dachte. Mein Kopf war coronabedingt allzuoft mit anderen Dingen beschäftigt.

Die Radiosendung in ihrem 23. Jahr verzeichnete solide 11 Beiträge, 5 noch aus Hamburg, 1 aus Berlin und 5 dann aus Frankfurt, was sich hoffentlich in besserer Klangqualität bemerkbar machte.

Außerhalb meiner engeren Kreise bewegte mich die Landungs des Marsrovers Perseverance im Februar und insbesondere der Einsatz und Flug des kleinen Helikopters Ingenuity, der erstmals auf einem Planeten außerhalb der Erde abhob. Eine unglaubliche Leistung, der ich manches Mal mitfieberte.

Durch die Einschränkungen die Corona mit sich brachte, konnte ich meine Mutter nur im Sommer, nach fast 15 Monaten Unterbrechung sehen, und mich schließlich freuen, dass meine Schwester sie im August in ein neues Heim umziehen konnte, wo sie hoffentlich besser versorgt wird als im alten. Dennoch, die Sorge um sie in diesen Zeiten lässt mich nicht völlig los.

Wohin in 2022?

Worauf können wir im neuen Jahr hoffen, fragte neulich ein Freund. Natürlich auf das Ende von Corona, wenngleich mir keine spezielle Idee kommt, wie das zu bewerkstelligen wäre. Auch sonst fehlt mir die Phantasie. Was wird aus meinem kleinen Haus?

Sehnsucht Mein kleines Haus

Sehnsuchtsobjekt: mein kleines Haus

Manchmal denke ich: so, jetzt war es ganz schön in Frankfurt. Jetzt könntest Du mal wieder nach Hamburg fahren.

Das ist zur Zeit nicht möglich und es bleibt ungewiss, ob nochmals in meinen Leben Umstände eintreten, dorthin zurückzukehren.

  

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